buchmesse 2006

Als wir erfuhren, dass Indien Gastland bei der Buchmesse 2006 ist, entschieden wir uns ganz schnell, dafür ein besonderes Programm zu organisieren. Wir wollen "Today's India" aus unserer Perspektive zeigen und eine wichtige Ergänzung zum offiziellen Rahmenprogramm anbieten.

Emigration spielt seit langem eine wichtige Rolle in der indischen Gesellschaft und wird es auch in Zukunft tun. Deswegen halten wir die Kultur der im Ausland lebenden Inder für einen wichtigen Aspekt von "Today's India", ganz besonders denken wir hier an die Second and Third Generation Asians in Großbritannien, wo die Anzahl der jungen Menschen aus Südasien vor einigen Jahren die kritische Masse erreicht hat. Mittlerweile sind die jungen British-Asians aus Medien und Kultur nicht mehr wegzudenken. Sie haben eigene Ausdrucksformen entwickelt, die auf dem Reichtum der britischen kulturellen Erziehung und dem indischen Erbe basieren. Vor ca. zehn Jahren haben sie ein eigenständiges musikalisches Genre entwickelt, das als "Asian Underground" in die Musikgeschichte eingegangen ist und heute unter anderen Namen immer wieder mit frischen Sounds überrascht. Das selbstbewusste Auftreten der aufstrebenden britisch-asiatischen Musikszene hat indische Produzenten und DJs inspiriert und ermutigt, sich von der Bollywoodformel zu lösen und musikalisch eigene Wege zu gehen. Mittlerweile steht die Clubszene z.B. In Bombay der in London in nichts nach, auch wenn wir kaum etwas davon erfahren.

An die Ausstellung 000ZeroZeroZero in der Galerie station (August 2000) anknüpfend, möchten wir aktuelle british-asiatische Digitalkunst zeigen. In Zusammenarbeit mit ENTER im Digital Department des bekannten Watermans in London stellt die Galerie station im Mousonturm die Arbeiten junger british-asiatischer Künstler aus.

Wir möchten auch wissen, was es bedeutet, "indisch" zu sein in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts und werfen daher einen näheren Blick auf die Generation junger urbaner Inder. Fast jeden Tag informieren uns die Medien darüber, dass hier Arbeitsplätze wegfallen und ins Ausland verlagert werden. Aber wie leben und arbeiten die Menschen in den Ländern, in die die Arbeitsplätze gewandert sind? Wie geht es ihnen?

Ca. 250.000 junge Inderinnen und Inder haben ihr Leben auf den Kopf gestellt. Sie schlafen tagsüber und arbeiten nachts in Call Centern, wo sie für internationale Konzerne Anrufe aus den USA, Canada beantworten. Sie nehmen westliche Namen und einen amerikanischen Akzent an. Die Bezahlung ist gut:Bei Gehältern zwischen 12.000 und 15.000 Rupien haben sie viel Geld zur Verfügung und sie gehen gerne aus. Aber der Preis ist hoch. Kaum jemand hält den Stress der 14.-Stunden-Schichten länger als zwei Jahre aus.

Wir möchten alle zum "1. Internationalen Symposium Call Center Indien - Indian by Day - American by Night" im Museum für Kommunikation einladen, auf dem unsere internationalen Gäste uns mehr über die Seelen der Outsourced und der Zurückgelassenen erzählen werden. Ashim Ahluwalia, Regisseur des preisgekrönten Films "John & Jane", und Vinod Shetty vom Young Professional Collective informieren über eine junge Generation von urbanen Indern, die zunehmend zwischen Realität und Virtualität lebt, krank wird und ausbrennt. Manfred Stockmann aus München spricht über Offshoring aus der europäischen Perspektive. Ein köstlicher indischer Brunch versetzt Euch in die richtige Stimmung für diesen spannenden Nachmittag. Das Kino Orfeos Erben zeigt an zwei Abenden den erstaunlichen Dokumentarfilm "John & Jane", der sechs Call Center Agents in Mumbai portraitiert.

Keine Indian Vibes-Veranstaltung ohne Party! Unser Symposium endet mit der Call Center Lounge im Lala Mamoona mitten im Herzen Frankfurts und wenn daraus eine Party werden sollte, dann ist es uns auch recht. Indian Vibes wird auch auf der großen Buchmessenparty im Mousonturm auflegen, zusammen mit den VJs 23dre und C.U.Eye und dem Tablaspieler Wins.

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